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Themenrecherche Tool-Vergleich

Themen- & Keywordrecherche -Tools auf dem Prüfstand

Wer Keyword-Recherche bzw. Keyword-Analyse in den alleinigen Fokus seiner Bemühungen hinsichtlich der Suchmaschinenoptimierung stellt und mit WDFxIDF versucht seine Inhalten zu pimpen, hat den Schuss nicht gehört. Für die passende Content-Strategie benötigt es relevante Themen, die einen Nutzer in seinem Entscheidungsprozess unterstützen. Ein möglicher Weg dahin, führt natürlich über das Ermitteln von relevanten Suchbegriffen und Nutzerinteressen, aus denen letztendlich mehrwertbehaftete und hilfreiche Inhalte entstehen. Um dafür relevante Daten zu erhalten, kann man neben dem Keyword Planner von Google auch auf andere nützliche Keywordtools zurückgreifen, von denen wir Euch heute Keywordtool.io und Übersuggest.org etwas näher vorstellen wollen.

Keywordtools

Abb.1: Keywordtool.io (links) und Übersuggest.org (rechts)

Für die eiligen Leser unter Euch, geht es hier (auf kurzen und direktem Wege) zu den Ergebnissen:

So arbeiten die Suchbegriff-Tools

Wir bei mediaworx nutzen sowohl Übersuggest als auch das Keywordtool.io und kennen die Unterschiede nur anhand ihrer Ergebis-Art. Beide Tools sind in der Basisversion kostenfrei. Das Keywordtool.io hat zusätzlich eine API die für 60$ pro Monat gebucht werden kann und mit der halbautomatisierte Abfragen möglich sind. Leider ist es mit Übersuggest nicht möglich YouTube, Bing und den AppStore abzufragen, weshalb sich der nachfolgende Test auf Google beschränkt.

Einer der wesentlichen Unterschiede ist, dass Keywordtool.io nicht nur suggests ermittelt, deren Longtail-Erweiterung am Ende des eingegebenen Terms stehen…

Im Grunde liefern beide Tools auf Basis der bekannten Google-Suggest-Funktion Begriffe zurück, die mit dem eingegebenen Term ebenfalls gesucht werden bzw. in Verbindung stehen. Zusätzlich zum Initialbegriff suchen die Tools dem Alphabet nach weitere Begriffe. Auch die Zahlen 0-9 werden mit einbezogen. Zu jedem Anfangsbuchstaben oder –Ziffer werden maximal 10 Ergebnisse zurückgeliefert. Keywordtool.io liefert zusätzlich Daten zu Umlauten.

 

Einer der wesentlichen Unterschiede ist, dass Keywordtool.io nicht nur suggests ermittelt, deren Longtail-Erweiterung am Ende des eingegebenen Terms stehen. So würde bspw. eine Abfrage zu „suchbegriff“ nicht nur „suchbegriffe top 10“ liefern, sondern zusätzlich „top 10 suchbegriffe“. Bei Übersuggest hingegen würde man nur die Variante „suchbegriffe top 10“ erhalten.

Aber zwei Recherche-Tools die scheinbar das Gleiche leisten? Das habe ich mir genauer angesehen. Denn ich wollte wissen welches Tool mir die Ergebnisse liefert, aus denen ich das größte Potential innerhalb meiner alltäglichen Arbeit ziehen kann. Dabei stand natürlich nicht nur Quantitative Ergebnisse einer Keyword-Recherche auf der Agenda, sondern vorrangig auch die Qualität. Diese mache ich bspw. an dem Suchvolumen (SV) fest, die die ermittelten Suchbegriffe haben.

Übersuggest & keywordtool.io – Was wurde getestet?

Für die Tests habe ich Initialbegriffe aus dem Modebereich verwendet, um darauf aufbauend die Vorschläge der Tools zu ermitteln. Ein möglicher Praxisfall könnte der Aufbau eines Mode-Nischenportals oder –Shops sein. Folgende Begriffe wurden exemplarisch für den Vergleich von Übersuggest und keywordtool.io genutzt:

  • damenmode
  • herrenmode
  • hemden
  • jeans
  • socken
  • fußballschuhe
  • abendkleid
  • krawatte

Wer liefert die meisten Daten

Obwohl Masse nicht alles ist, kann man mit einem großen Set ermittelter Begriffe potentiell natürlich mehr Ideen erhalten. Basierend auf der Weise, wie Keywordtool.io Vorschläge ausgibt, hat es hier natürlich einen Vorteil. Das zeigt auch die folgende Grafik, wonach Übersuggest bei allen angefragten Begriffen weniger Vorschläge liefert.

Summe Keywords

Abb.2: Direkter Vergleich der Anzahl ermittelter Suchbegriffe

In jedem Fall auffällig ist, dass die Anzahl bei Keywordtool.io stark schwankt, während sie bei Übersuggest konstant bleibt.

All eyes on… Longtail

Dass der Longtail extrem wichtig für den Erfolg einer Website sein kann, hat u.a. Eric Kubitz am Ende des letzten Jahres mit seinem Artikel zum Thema „Linkless Ranking“ aufgezeigt. Sowohl Übersuggest als auch Keywordtool.io sind prädestiniert dafür, sinnvolle Longtail-Begriffe zu identifizieren. Wer dabei augenscheinlich die längsten Begriffskombinationen liefern kann zeigt folgende Grafik:

Durchschnittliche Keywords

Abb.3: Durchschnittliche Wortanzahl der ermittelten Suchbegriffe

Wer aufgepasst hat erkennt dass ein solcher Vergleich über Mittelwerte nur valide ist, wenn die Datenbasis gleich groß ist. Da das leider nicht der Fall ist, haben wir die Daten einem T-Test unterzogen, dessen Ergebnisse aussagen, wie wahrscheinlich es ist, dass ein Tool weniger Wörter zurückliefert als das andere. Maximal liegt diese Wahrscheinlichkeit bei 20,6% und im Mittel bei unter 3%. Dass heißt, dass die beiden Tools in etwa gleich viele Wörter in ihren Vorschlägen ausgeben.

Wer liefert die relevantesten Daten

Wie bereits erwähnt spielt nicht nur die reine Anzahl der ermittelten Begriffe eine Rolle, sondern auch deren Qualität. Um das Suchvolumen der Begriffe zu ermitteln haben wir den Keyword Planner von Google genutzt.

Jeder Anwender, der diese Tools schon einmal selbst genutzt hat, weiß, dass nicht alle Begriffe, die man eingibt auch vom Keyword Planner wieder ausgegeben werden. Das geschieht, weil zu einigen der ermittelten Begriffe kein Suchvolumen zurückgegeben werden kann. In der folgenden Grafik wird diese als Keyword-Planner Pass-Rate beschrieben; also der Anteil an Keywords, die der Planner wieder als Ergebnis zurückliefert.

Keyword-Planner

Abb.4: Direkter Vergleich der Keyword-Planner Pass-Rate

Mit ca. 76% liefert Übersuggest mehr eindeutige Suchbegriffe. Die Effektivität der von diesem Tool gelieferten Daten ist somit höher. Anhand der reinen Anzahl der Keywords mit Suchvolumen wiederum, hat Keywordtool.io mit knapp 2.900 Begriffen gegen ca. 2.200 dennoch die Nase vorn.

Nun ist aber auch die Effizienz der Suchbegriffe für die Aktivitäten wichtig. Denn nur wenn es sich lohnt diese Thematiken und Begriffe zu besetzen, macht es auch aus wirtschaftlicher Sicht Sinn, Arbeit in ein Konzept, die Umsetzung und letztendlich Generierung und Verbreitung von Content zu investieren. Eine relevante Metrik dafür ist, wie viele Personen sich monatlich für die Thematik interessieren. Ab wann man dieses Suchvolumen als hoch genug definiert hängt von der Art des Themas und natürlich auch von individuellen Zielen ab. Für den Vergleich habe ich ein minimales Suchvolumen (SV) von 100 festgelegt:

Keywordanzahl

Abb.5: Direkter Vergleich der Anzahl ermittelter Suchbegriffe mit SV größer 100

In 5 von 8 Fällen liefert Keywordtool.io mehr Keywords mit einem Suchvolumen > 100 zurück. Die Ausbeute an potentiell lohnenswerten Vorschlägen ist dort also höher.

Übersuggest oder Keywordtool.io – Welches Tool hat nun gewonnen?

Für eine Themenrecherche bei der man viele und relevante Begriffe erhalten möchte liefert Keywordtool.io wegen der höheren Anzahl an Keywords die meisten Daten. Auch die Anzahl der Begriffe die häufig gesucht werden ist dort höher. Allerdings muss man zwischen einer auf Masse ausgelegten Recherche und einer themenrelevanten Suche unterscheiden. Denn bei weiteren Themen, die in diesem Test nicht diskutiert wurden, kann es vorkommen, dass Keywordtool.io irrelevante Begriffe zurückliefert. Das geschieht vor allem bei Keywords, die nicht eindeutig einem Thema zuzuordnen sind. Hier liefert Übersuggest eine wesentlich reinere Datenbasis, was sich schwer in Zahlen ausdrücken lässt. Dafür müsste eine semantische Auswertung der Begriffe vorgenommen werden – und nein liebe Leser/innen, die gibt es an dieser Stelle nicht 😉

Einen klaren Gewinner den hier vorgestellten Tools zur Keyword-Analyse gibt es nicht, aber zumindest die Erkenntnis, dass die größten Potentiale erschlossen werden können, wenn man die Ergebnisse der Tools, gepaart mit einer sorgfältigen Wettbewerbs- und Marktrecherche, koppelt.

Ralf Schukay

Ralf ist Teamlead Analytics und CRO bei mediaworx. Er hilft Unternehmen dabei, ihre digitalen Services vertrieblich erfolgreicher zu machen, natürlich immer auf Basis messbarerer KPIs und mit Nutzerbedürfnissen und UX im Mittelpunkt.
Er liebt Musik, Filme, Lesen und Jogging, spielt Ableton und genießt mit seiner Familie Berlin und das Gartenleben.
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